Wir freuen uns die Ausstellung „Unten ist Oben, Innen ist Außen“ des Künstlers Mischa Leinkauf zu eröffnen. Die immersive Video- und Soundinstallation „Endogenous Error Terms“ beschäftigt sich mit unbekannten unterirdischen Schutz- und Rückzugsorten in urbanen Lebensräumen. Indem sie das großformatige Fenster des Ausstellungsraums zum Betrachtungsraum umfunktioniert lässt sich die Arbeit vom öffentlichen Stadtraum aus betrachten. Dieser Perspektivwechsel in der Rezeption findet sein Echo in der Arbeit selbst, die einen Blick aus dem Innenraum der unterirdischen Tunnel und Kanäle in den öffentlichen Raum eröffnet. Man wird sich der ironischen Referenz zum momentan stark zugangsbeschränkten öffentlichen Lebensraum kaum verwehren können.

Seit Jahrhunderten versuchen Menschen Flüsse und Fluten zu beherrschen, indem diese in den urbanen Untergrund verlegt werden. Diese Wasserkanäle sind unbewohnte architektonische Strukturen, die ein dichtes, meist unsichtbares Geflecht direkt unter den Oberflächen unserer Städte bilden.

Seit 7 Jahren erforscht der Künstler Mischa Leinkauf diese Strukturen auf unterschiedlichsten Kontinenten. Rückzugsorte -und deren damit einhergehende empfundene Sicherheit- gelten als ein physiologisches Grundbedürfnis des Menschen. Leinkaufs Arbeit wurde 2019 in Tokyo uraufgeführt. In Zeiten der Corona-Pandemie erfährt sie neue Interpretationsmöglichkeiten: Eröffnen sich durch die eigenartige Perspektive aus dem Inneren dieses unterirdischen Systems von Tunneln, Kanälen und anderen Zwischenräumen mögliche Rückzugsräume für den erschöpften Großstadtbewohner? Können wir jene als Schlupflöcher wahrnehmen, um dem formatierten und momentan bewegungseingeschränkten öffentlichen Raum dennoch zu erweitern? Die Videoprojektion gibt einen unbekannten Einblick in die verborgene Zwischenwelt unseres Stadtraums.

Die Arbeit „Endogenous Error Terms“ besteht aus der hier vorgestellten Videoarbeit und 30 Fotografien.

Die Arbeit lässt sich ohne Voranmeldung, vom öffentlichen Straßenland vor dem O P E N jede Nacht betrachten und bringt die unsichtbaren Räume unserer Metropolen an die Oberfläche.

Text von Amélie Esterházy